Vom 20. bis 22. Dezember fand im Hilton-Hotel in Düsseldorf das zweite Qualifikationsturnier der Deutschen Schach Amateurmeisterschaft statt. Vom SV Wersten 1964 nahmen Sven Spickermann, David Atkins und ich teil. Gespielt wurde in insgesamt 7 Leistungsgruppen, beginnend mit den Spielern, deren DWZ unter 1200 liegt (Gruppe G), bis hin zu den über 2100 DWZlern (Gruppe A).
Das Hilton-Hotel hatte uns als Austragungsort den großen Ballsaal zur Verfügung gestellt und alles wirkte sehr gut organisiert. Daneben gab es auch noch Analyseräume, in denen nach den Partien noch am Brett über Stellungen diskutiert werden konnte. Im Foyer waren zudem Pinwände aufgebaut, an denen nach jeder Runde die Ergebnisse, die Ranglisten, und die nächsten Partien bekannt gegeben wurden. Zudem waren die Stände der Firma Chessbase und bekannte Schach-Buchhändler vertreten.
Sven, David und ich trafen uns am Freitag schon sehr früh, um uns zunächst in der angrenzenden Bäckerei nahe der Theodor-Heuss Brücke zu stärken, und uns mental auf das Turnier einzustimmen. Deutlich früher auch deshalb, um nicht noch unnötig in Stress zu geraten. Schließlich mussten wir uns neben der Anmeldung auch noch vor Turnierbeginn registrieren, um zu bestätigen, dass wir auch wirklich anwesend und spielbereit sind.
Gegen 10:00 Uhr ertönte dann zunächst lautstark der Klassiker „One Night in Bangkok“ von Murray Head durch die Lautsprecher, was für einige Irritation unter den Teilnehmern sorgte. Es folgte eine Begrüßung und die Vorstellung der Schiedsrichter, der Organisatoren und der beiden Großmeister Elisabeth Pähtz und Sebastian Siebrecht, die für spätere Analysen zur Verfügung standen. Abschließend wurde auf allgemeine Verhaltensregeln, wie Handy- und Smartwatchverbot, hingewiesen, und endlich das Brett freigegeben.
Sven startete in Gruppe B, David in Gruppe D, und ich in Gruppe G.
Mein erster Gegner war vom DSV 1854 mit einer DWZ von 887. Ich spielte mit den weißen Figuren und es lag ein abgelehntes Damengambit auf dem Brett. Leider patzte er recht früh in der Partie. Nach 15. Se5 spielte er 15. … Sxe5, wodurch ich 16. Dxe7 spielen konnte. Es folgte ein schnelles Matt nach Zug 25.
Nach diesem ersten Sieg zweifelte ich, ob ich nicht besser in der höheren Klasse F, der 1201 – 1400 DWZ hätte starten sollen. Doch bei den teils sehr jungen Spielern, bedeutet die DWZ noch nicht viel, und mein Hochmut sollte sich noch rächen.
Runde 2 mit Schwarz antwortete ich auf 1. e4 mit Sizilianisch 1. … c5 doch hatte schnell Entwicklungsrückstand und keine guten Felder für meine Springer. Die Partie war von Beginn an für mich unangenehm. Doch dann kämpfte ich mich nach und nach zurück ins Spiel und konnte meinem Gegner zwei Bauern abnehmen. Ich stand auf Gewinn und freute mich schon, der Finalteilnahme ein Stückchen näher zu kommen. Doch dann ein grober Patzer meinerseits. Nach 39. a7 spielte ich 39. … Kf6 und das war mein Ende. Der gerade erst 8 Jährige Gegner sah den Patzer, und spielte 40. Tf8+. Somit konnte er den Bauern auf a7 umwandeln, ich verlor meinen Turm, und er konnte ganz unaufgeregt meine Bauern kassieren.
Runde 3 war für mich nun wieder recht schnell gewonnen. Nach 9. Da4+ spielte meine Gegnerin 9. … Dc6. Es folgte 10. Lc5 und die Partie war mit dem Verlust der Dame nicht mehr zu halten. Nach dem 16. Zug gab sie schließlich auf.
Sven hatte zu diesem Zeitpunkt leider weniger Glück und fuhr seine dritte Niederlage ein. Enttäuscht und frustriert setzte er die 4. Runde aus.
Besser erging es David, der ähnlich wie ich zwei Siege aus drei Partien einfahren konnte.
Die 4. Runde war für mich ein zähes Hin- und Hergeschiebe, wo noch Türme und Damen auf dem Brett waren und durch Bauern das meiste zugestellt war. Letztlich patzte ich auch hier wieder ähnlich wie in Runde 2 und verlor aufgrund fehlender Endspielkenntnisse.
In Runde 5 hatte ich dann mehr Glück als Verstand. Mein Gegner stand klar auf Gewinn. Er hatte eine Bauernübermacht auf dem Königsflügel und ich war bereit aufzugeben. Ich sah nur noch einen möglichen Fehler, den er machen konnte, bevor ich tatsächlich aufgeben würde.
Und promt spielte er in dieser Stellung 36. … Kg6, worauf ich mit 40. Ta6 antwortete. Der Schock über diese Fesselung stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben, genau so wie Ärger und Enttäuschung. Er musste 40. … Txa6 spielen, wodurch ich meinen Bauern mit 41. bxa6 durchbringen konnte.
Ihm war also etwas ähnliches passiert, wie mir in meinen Verlustpartien. Doch aus solchen Partien lernt man am meisten, so ärgerlich sie auch sein mögen.
Sven verlor leider auch die 5. Runde, doch David freute sich genau wie ich über seinen dritten Sieg aus fünf Partien. Leider reichte es nicht für die Qualifikation für das Finale in Magdeburg. Als Neuling war es aber mein erstes großes Turnier, und ich bin froh, dass wir als SV Wersten 1964 (wenn auch nur mit drei Spielern) vertreten waren. Hier gilt der olympische Gedanke: Dabei sein ist alles. Bei der Siegerehrung wurde dann noch Davids Name bei der Tombola der Firma Chessbase aufgerufen, dieser befand sich zu dem Zeitpunkt aber schon im Stadion der Fortuna Düsseldorf, so dass die zwei DVDs leider an jemand anderes gingen. Für weitere Fotos von der Veranstaltung klicken Sie hier.