Am Samstag den 19. Oktober 2019 fand das 12. Günther Olschewski Gedächtnisturnier in den Vereinsräumen des SV Wersten 1964 statt. 12 Mitglieder des Vereins nahmen teil. Gespielt wurden Kurzpartien mit 15 Minuten Bedenkzeit in 7 Runden nach Schweizer System. Bei Punktgleichheit sollte eine Entscheidungspartie mit vertauschten Farben gespielt werden.
Die Begrüßung übernahm unser 1. Vorsitzender Holger Tesmann, der alle Spieler herzlich Willkommen hieß, und für die Jüngeren unter uns ein wenig in die Historie des Vereins einführte und ein paar Worte zur Person Günther Olschewski fand. Im Anschluss übernahm Spielführer Artur Gerte, der mit Hilfe seiner Smartphone-App die ersten Begegnungen bekanntgab. Hierzu ein paar O-Töne vom späteren Turniersieger Sven Spickermann und mir:
Sven: Das Turnier begann für mich mit einer Fast-Niederlage gegen Brigitte. Zunächst schaffte ich es, die Möglichkeit zur Rochade zu zerstören und das Läuferpaar zu gewinnen. Es stellte sich dann heraus, dass ich all diese Vorteile nicht nutzen konnte und Brigitte stattdessen einen Bauern gewann. Ich gab irgendwann die Qualität und es sah finster aus, doch dann kam mir das Glück zur Hilfe und ich konnte völlig unverdient gewinnen.
Andreas: Meine 1. Partie war direkt gegen einen schwierigen Brocken, gegen Jörg Busch. Ich rechnete mir keine großen Chancen aus. Doch siehe da: Plötzlich stand ich richtig gut, geradezu auf Sieg, und Jörg kam ganz schön ins Schwitzen. Die Partie schien für Jörg verloren, doch dann konnte er sich mit seiner Erfahrung und Routine aus einer sehr unangenehmen Situation befreien und mit seinem Endspielwissen die Partie dann doch für sich entscheiden.
Sven: Gegen Holger geriet ich nach der Eröffnung zunächst in Vorteil, später dann unter starken Druck, den ich allerdings Schritt für Schritt abstreifen und irgendwann auch selbst wieder aktiv werden konnte. Schließlich konnte ich ein einfaches Turmendspiel mit einer Reihe von Mehrbauern abwickeln, wo es kein Gegenspiel mehr gab.
Andreas: Beflügelt von dem Fast-Sieg gegen Jörg war meine nächste Partie gegen Ingo, in der ich völlig wahnsinnig meine Figuren nach vorne trieb und jeden Sinn für Gefahr ignorierte. Entsprechend unaufgeregt sammelte Ingo eine Figur nach der anderen von mir ein. Fazit: Hochmut kommt vor dem Fall!
Nach jeder Partie hatten die Spieler ein wenig Zeit zu verschnaufen und auf die noch laufenden Partien zu schielen. Dort ereigneten sich teilweise hochspannende Szenen, etwa eine Partie, die auf Zeit entschiedenen wurde, also einem der Spieler die Zeit abgelaufen war. Spannend deshalb, weil auch der Gegner lediglich noch genau 1 Sekunde auf der Uhr hatte.
Souverän in die nächsten Runden wurde von Spielleiter Artur geführt und unser 1. Vorsitzender versorgte zur Pause alle Spieler mit leckeren Kuchen aus der angelegenen Bäckerei. Nun ging es in die finale Phase:
Sven: Gegen Jörgs Londoner System anzuspielen ist immer schwierig und so auch in dieser Partie. Irgendwann opferte ich einen Springer für, wie ich dachte, drei Bauern und eine schwächere Königsstellung, und eine Unterbrechung seines beginnenden Angriffs auf meine Königsstellung. Allerdings stellte sich heraus, dass es nur zwei waren und der König keineswegs so angreifbar war, wie ich es mir erträumt hatte. Wenigstens war sein Angriff erstmal gestoppt. Jörg kam danach in Vorteil und stellte seine Figuren Schritt für Schritt aktiver und ich musste zurückweichen und suchte dringend nach Gegenspiel. Ich startete also einen Angriff auf seinen etwas unsicher mittig stehenden König. So wie wir es gespielt haben, kam der Angriff durch, dies hätte aber nicht sein müssen. Natürlich habe ich mich trotzdem gefreut. 🙂
Andreas: Gegen Brigitte lief die Partie lange recht ausgeglichen, doch dann startete ich einen Angriff, von dem ich im Nachhinein glaube, dass dieser gar nicht so gefährlich war. Auch eine Springergabel, die mir den Gewinn einer Qualität ermöglichte, war auf dem Brett. Brigitte versicherte mir im Nachgespräch, dass sie wirklich keine andere Möglichkeit hatte, als die Qualität abzugeben. Ich bin mir nicht so sicher und hätte gerne eine Partienotation dazu gesehen.
Sven: Die Partie gegen Manfred ging hin und her. Wir spielten französisch und ich kam mit der Zugreihenfolge durcheinander und geriet schon nach weniger als 10 Zügen in ernste Schwierigkeiten. Ich opferte eine Qualität (es sah in etwa so ähnlich aus wie letztens in der Partie David-Malte im DWZ-Cup). Manfred konterte geschickt, indem er einen ganzen Turm zurückopferte. Mein König stand unsicher, durfte auch nicht mehr rochieren und Manfred machte weiter Druck. Dann allerdings fand ich Gelegenheiten, den Druck etwas zu entschärfen und stand mit zwei Figuren gegen zwei Bauern Materialübergewicht besser. Allerdings musste ich immer noch vorsichtig sein und spielte einen übereilten, vermeintlichen Gewinnzug, der sowohl eine Leichtfigur vergab, als auch Manfreds Angriff gefährlicher denn je werden ließ. Dieser brach schließlich auch durch und konnte effizient verwertet werden. Eine schöne, wenn auch wechselhafte Partie, letztlich gut von ihm gewonnen.
Andreas: Gegen die stärksten Spieler Manfred und Stefan habe ich wenig Sonne gesehen. Gegen Manfred war ich überzeugt, einen guten Angriff mit Dame, Läufe und Turm auf den Weg gebracht zu haben. Nur um dann festzustellen, dass Manfred plötzlich selbst mit Dame, Läufer und Turm nicht nur in meinem Vorgarten, sondern direkt vor meiner Haustür stand. Unangenehm, und nur die abgelaufene Zeit auf der Uhr rettete mich vor dem klaren Matt. Damit meine ich meine eigene Zeit 😉
Sven: Gegen Bastin war es nun erneut das Londoner System. Dagegen probierte ich etwas (für mich) neues aus, was in dieser Partie zumindest halbwegs funktionierte. Irgendwann hatte ich zwei starke Zentrumsbauern, die langsam vorrückten und konnte Material gewinnen. Im Endspiel mit Springer und zwei Türmen gegen zwei Türme musste ich aufpassen, dass er meinen König nicht fatal in Bedrängnis bringen konnte. Dies gelang mir zum Glück und ich konnte selbst ein Mattnetz stricken.
Andreas: Gegen unseren Jüngsten Tobias war die Partie recht zügig zu meinen Gunsten vorbei. Zwar konnte Tobias im Laufe des Turniers durchaus Punkte einfahren, aber nach mehreren Partien ließ sicher seine Konzentration einfach nach und er stellte mehre Figuren ein, die ihn recht schnell zur Aufgabe zwangen.
Sven: Das Spiel gegen Artur war ohne Frage die nervenzerfetzendste (falls das ein Wort ist) Partie des Turniers für mich. Nachdem ich mich im Sizilianischen in einen frühen Angriffsversuch verzettelt hatte, nahm Artur meine Stellung systematisch auseinander und ich konnte nur von Zug zu Zug versuchen, Wege zu finden, um nicht unmittelbar zu verlieren. Allerdings verbrauchten wir beide viel Zeit dafür und in einer auf dem Brett klar für Artur gewonnenen Stellung, gewann ich schließlich knapp auf Zeit.
Andreas: In der Partie gegen Martin bewahrheitete sich dann das alte Schachzitat, dass die schwierigste Partie zu gewinnen eine gewonnene Partie ist. Das galt zum Glück für Martin und nicht für mich. Dieser machte zunächst richtig Druck und stand klar auf Sieg. Nur um dann in den letzten Zügen zu patzen und sofort aufzugeben.
Sven: Gegen Ingo musste ich mich früh eines Angriffs mit mehreren Figuren (unter Anderem einer Dame auf h5, die mir Schach bot) erwehren, was mir auch gelang und mich mit einer Mehrfigur zurückließ. Langsam konnte ich diesen Vorteil dann umsetzen, weiter ausbauen und schließlich zum Sieg verwerten.
Da Jörg Busch und Sven Spickermann beide 6 Punkte aus 7 Partien hatten, kam es zum Stichkampf zwischen den beiden. Diese Finalpartie wurde von den anderen Teilnehmern mit Spannung verfolgt.
Sven: Es kam eine Variante der skandinavischen Partie aufs Brett und langsam kristallisierte sich für mich die Möglichkeit eines Angriffs auf Jörgs Rochadestellung heraus, die schnell zu kleinem Materialgewinn führte. Allerdings war der Preis dafür, dass ich die Bauern vor meinem König vorziehen musste, was natürlich auch für meine eigene Königssicherheit nichts Gutes verhieß. Jörg suchte aktives Gegenspiel mit seiner Dame und einigen Leichtfiguren. Darauf konnte ich reagieren und gleichzeitig Schritt für Schritt meinen eigenen Angriff verstärken. Spätestens als ich dann meinen König immer noch recht sicher nach g2 und meinen Turm auf der offenen h-Linie unterbringen konnte, wurde es eng für Schwarz. Jörg versuchte noch einiges, um die Verteidigung zu verstärken und einen Läufer von mir zu fangen, allerdings konnte ich diesen dann befreien und blieb mit entscheidendem Materialvorteil zurück, auch wenn mir kein schönes Matt vergönnt war.
Alles in allem war es ein schönes und spannendes Turnier mit einem wohlverdienten Sieger Sven Spickermann. Es folgte die feierliche Siegerehrung und die Verabschiedung aller Teilnehmer. Eine kleine Gruppe von Spielern ließ den Abend dann noch in der örtlichen Pizzeria ausklingen. Es heißt, die Pizza dort sei sehr zu empfehlen 🙂
1. Sven Spickermann (nach Entscheidungsspiel gegen Jörg Busch)
2. Jörg Busch
3. Manfred Bäunker
4. Artur Gerte
5. Stefan Barb
6. Holger Tesmann (punktgleich)
6. Ingo Sowade (punktgleich)
8. Andreas Marschall
9. Bastin Reinschmidt
10. Tobias Thater (punktgleich)
10. Martin Aizbalts (punktgleich)
12. Brigitte Rieser